Aufräumen und Psyche: Aktuelle Studien, Fakten und Kennzahlen
Ordnung in den eigenen vier Wänden ist längst mehr als ein Trendthema – sie beeinflusst unser Wohlbefinden, unsere Gesundheit und sogar unsere Kaufentscheidungen. Dieser Überblick fasst Studien und Fakten zu Unordnung, Aufräumen und deren psychologischen Auswirkungen zusammen.
Erfahren Sie, wie Ordnung unser Leben positiv beeinflusst, welche geschlechtsspezifischen Unterschiede es gibt und welche wirtschaftlichen Implikationen damit verbunden sind.
Das erfahren Sie hier:
Hauptbefunde
- Unordnung gefährdet unsere Gesundheit
- Zwanghaftes Horten führt zu familiären Konflikten
- Ordnung beeinflusst das Kaufverhalten
Grundsätzlicher Einfluss von Ordnung
auf das Wohlbefinden
Aufzuräumen und Ordnung zu halten scheint bei vielen Personen die Stimmung zu beeinflussen. Doch was ist da dran?
Ein Forscherteam der Univeristy of East London hat sich mit dieser Fragestellung beschäftigt.
Ihre Methode: Die Studie untersuchte die Auswirkungen von Unordnung auf das Wohlbefinden anhand einer Stichprobe von 1111 Erwachsenen. Über eine Online-Umfrage wurden subjektive und objektive Unordnung, Selbstausdruck im Zuhause, Aufräumgewohnheiten und Wohlbefinden (PERMA-Modell) erfasst.
In Ihrer Studie kamen die Wissenschaftlicher zum Ergebnis, dass ein unordentliches Zuhause signifkant zu einem schlechteren Wohlbefinden führt (Rogers & Hart, 2021).
Einfluss von Materialismus
auf das Wohlbefinden
Materialismus bedeutet, dass man großen Wert auf den Besitz von Dingen legt und oft nach mehr strebt, um sich besser zu fühlen. Tatsächliche zeigte eine Untersuchung der Persönlichkeit und Sozialpsychologie Zeitschrift von 2014, dass Materialismus mit einem niedrigeren Wohlbefinden zusammenhängt.
- Methode: In dieser Metaanalyse wurden 259 unabhängige Studien untersucht, um den Zusammenhang zwischen Materialismus und Wohlbefinden zu erfassen. Es wurden verschiedene Methoden verwendet, um Materialismus zu messen, wie zum Beispiel materialistische Werte und Ziele sowie der Fokus auf Geld.
Dittmar et al. (2014) zeigen mit ihrer Metaanalyse, dass Materialismus mit niedrigerem Wohlbefinden verbunden ist.
Horten als spezifische Form der Unordnung
Zwanghaftes Horten ist eine psychische Störung, bei der Betroffene Schwierigkeiten haben, Gegenstände zu entsorgen oder sich von ihnen zu trennen, unabhängig von deren tatsächlichem Wert. Doch wie sehr leiden die Angehörigen mit?
Ein Forschungsteam der Yale und Bosten University hat sich mit der Frage beschäftigt, ob pathologisches Horten auch Familienmitglieder belastet.
- Methode: 665 Familienangehörige, die ein Familienmitglied oder einen Freund mit Horten hatten, nahmen an einer Online-Umfrage teil. Die Familienmitglieder wurden gefragt, wie das Zusammenleben mit einer Person, die hortet, ihren Stress, familiäre Beziehungen und ihre Haltung gegenüber der betroffenen Person beeinflusst hat.
Die Studie von Tolin et al. (2008) offenbart, dass zwanghaftes Horten weit über die Betroffenen hinausgeht: Es wird zur Quelle familiärer Konflikte.
Gesundheitliche Folgen von Unordnung
Horten wird immer mehr zu einem gesellschaftlichen Problem und beschäftigt Ärzte, Therapeuten und Behörden. Seit 2013 gilt es offiziell als eigene Störung und wurde im DSM-5, einem wichtigen Diagnose-Handbuch für psychische Krankheiten, von der Zwangsstörung getrennt.
Forscher aus der Michigan Universität und dem Illinois Institut für Technologie haben untersucht, ob Horten negative Folgen auf die Gesundheit hat.
- Methode:
Die Forscher durchsuchten wissenschaftliche Datenbanken wie PubMed und Google Scholar nach Studien zum Thema „Horten“ und „Gesundheit“. Sie wählten nur Studien aus, die das Horten als eigenständige Störung untersuchten und Informationen zur Gesundheit der Betroffenen lieferten – am Ende blieben neun Studien übrig.
Die Studie zeigt, dass sich Personen mit Hortungsverhalten in einem schlechteren körperlichen Gesundheitszustand befinden. Das hängt mit Faktoren wie Adipositas, Impulsivität und Emotionsregulation zusammen (Bates et al., 2021).
„Bei 78% der Personen, die unter pathologischem Horten leiden, wurde ein BMI im Bereich von Übergewicht oder Adipositas gemessen.“
– Elizabeth Hamilton, College of Psychology
Auswirkungen auf den Schlaf
Die National Sleep Foundation ist dieser Frage nachgegangen.
- Methode: Für die Studie wurden 500 Telefoninterviews und 504 Online-Umfragen unter Amerikanern im Alter von 25 bis 55 Jahren durchgeführt. Die Amerikaner wurden über wichtige Aspekte ihres Schlafzimmers befragt, um den Einfluss der Schlafzimmerumgebung auf ihren Schlaf zu erfassen.
Es hat sich gezeigt, dass ein ordentliches Zimmer nachhaltig für besseren Schlaf sorgt (National Sleep Foundation, 2012).
Einfluss von Unordnung auf das Essverhalten
Stellen Sie sich vor Sie betreten eine unaufgeräumte Küche– Chaos überall. Klingt stressig? Studien zeigen, dass unordentliche, chaotische Umgebungen Stress verursachen und unser Gefühl von Kontrolle schwächen.
In einem Artikel aus der wissenschaftlichen Zeitschrift „Umwelt und Verhalten“ (Environment and Behavior) untersuchten Forscher, ob uns Unordnung zu ungesundem Essen greifen lässt.
- Methode:
In der Studie wurden Teilnehmer in zwei Küchen getestet: einer aufgeräumten und einer chaotischen, unordentlichen Küche mit viel Lärm. Danach probierten sie Lebensmittel wie Kekse, Cracker und Möhren, bewerteten diese und durften so viel essen, wie sie wollten.
Es konnte nachgewiesen werden, dass sich Personen in einer unordentlichen Umgebung mehr von Keksen, also ungesunden Lebensmitteln ernähren (Vartanian et al., 2017).
„Das Essverhalten kann sich ändern, wenn eine Person aus einer chaotischen Umgebung in eine ruhigere gebracht wird.“
– Brian Wansink, Cornell University
Auswirkungen auf wirtschaftliche Kontexte
Chaotische Geschäfte zeichnen sich durch unübersichtliche Regale, enge Gänge und eine fehlende Ordnung aus. Oft herrscht eine hektische Atmosphäre, die von lauter Musik oder unkoordiniertem Kundenverkehr begleitet wird.
In der Zeitschrift für Umweltpsychologie (Journal of Environmental Psychology) ging ein Forschungsteam der Frage nach, ob unordentliche Geschäfte unser Kauffverhalten beeinflussen.
- Methode: In der Studie wurden 199 Studierende in einen Raum mit oder ohne angenehmen Duft eingeladen und sahen anschließend Fotos eines aufgeräumten oder unordentlichen Bekleidungsgeschäfts. Danach beantworteten sie Fragen zu ihren Gefühlen und zu den Faktoren, die sie bei der Wahl eines Geschäfts wichtig finden.
Die Studie von Douce et al. (2014) zeigt, dass unordentliche Geschäfte die Kundenerfahrung und Produktbewertung negativ beeinflussen, während aufgeräumte Geschäfte einen positiveren Eindruck hinterlassen.
Geschlechterunterschiede beim Erleben
von Unordnung
Studien zeigen: Unsere Wohn- und Arbeitsumgebung hat einen direkten Einfluss auf unsere Stimmung. Doch wie sieht es mit dem empfundenen Stresslevel aus, welches wir dabei empfinden?
Forscherinnen der Universität California gingen der Frage nach, ob unser Körper in einer unordentlichen Umgebung mehr Stresshormone ausschüttet.
- Methode: In der Studie wurden 30 Familien untersucht, bei denen beide Elternteile Vollzeit arbeiteten. Während einer Woche nahmen die Eltern an drei Tagen Speichelproben zur Cortisolmessung (Stresshormon) und berichteten viermal täglich über ihre Stimmung. Zusätzlich führten sie vor der Studienwoche Videotouren durch ihr Zuhause und füllten Fragebögen zu Persönlichkeit, Stimmung und den Eigenschaften ihres Hauses aus.
Unordnung führt bei Frauen nachweislich zu einer erhöhten Ausschüttung von Cortisol. Dies äußert sich in geringerer Zufriedenheit, chronischen Stresssymptomen, verstärkter Müdigkeit und depressiver Verstimmung (Saxbe & Repetti, 2010)
„Flachere Tagesverläufe des Cortisols stehen mit stärkerem psychischen Stress in Verbindung.“
– Darby Saxbe, University of Southern California
Unordnung und Kreativität
Das Unordnung Kreativität fördert, ist ein allseits bekannter Mythos. Doch was ist da dran? Sind Chaoten wirklich richtig kreative Köpfe?
Ein Forschungsteam aus der University of Minnesota ging der Frage nach, ob eine unordentliche Umgebung Kreativität fördert.
- Methode: In der Studie wurden Teilnehmer in zwei Räumen getestet: einem ordentlichen und einem unordentlichen Raum. Sie mussten zunächst einige Fragebögen ausfüllen und hatten dann die Möglichkeit, Geld an eine Wohltätigkeitsorganisation zu spenden.
In der Forschung von Vohs et al. (2013) konnte nachgewiesen werden, dass uns unordentliche Umgebungen dazu verleiten, offener und kreativer zu sein.
Therapeutische Ansätze zur Bewältigung
von Horten
Viele Betroffenen haben den Glauben an Ordnung in den eigenen vier Wänden längst verloren. Gibt es für sie eine therapeutische Lösung, die Hoffnung weckt?
Forscher aus der Boston University und dem Smith College sind der Frage nachgegangen, ob pathologisches Horten behandelbar ist.
- Methode: In der Studie wurden Erwachsene mit Horten-Problemen behandelt, bei denen es um das übermäßige Sammeln von Dingen und Schwierigkeiten beim Wegwerfen ging. Die Behandlung konzentrierte sich darauf, den Patienten zu helfen, ihre Gewohnheiten zu ändern und mit ihrer Unordnung besser umzugehen. Einige Patienten beendeten die Behandlung frühzeitig, aber die meisten schlossen sie erfolgreich ab.
Die Studie von Tolin et al. (2007) zeigt, dass eine spezialisierte kognitive Verhaltenstherapie (CBT) erfolgreich Zwangshorten und Unordnung reduzieren kann. In unserem Ratgeber zur „Entrümplungs-Challenge“ , finden Sie wertvolle Tipps, um Ihr Zuhause aufräumen zu können. Falls Sie die positiven Effekte von Ordnung überzeugt haben, stehen wir Ihnen gerne zur Seite bei Ihrer nächsten Entrümpelung.
Fazit
Unordnung ist mehr als ein bloßes ästhetisches Problem – sie kann tiefgreifende Auswirkungen auf unser Wohlbefinden haben. Dabei kann Unordnung auch einen negativen Einfluss auf die Gesundheit und das soziale Umfeld haben- insbesondere Frauen neigen dazu, aufgrund von Chaos schneller gestresst zu sein. Für professionelle Hilfe bei Ihrer nächsten Entrümpelung, stehen wir Ihnen gerne zur Seite.
Literaturverzeichnis
Bates, M., Lane, S., & Roberts, L. (2021). Hoarding disorder and co-occurring medical conditions: A systematic review. Journal of Obsessive-Compulsive and Related Disorders, 29, 100661. https://doi.org/10.1016/j.jocrd.2021.100661
Dittmar, H., Bond, R., Hurst, M., & Kasser, T. (2014). The relationship between materialism and personal well-being: A meta-analysis. Journal of Personality and Social Psychology, 107(5), 879–924. https://doi.org/10.1037/a0037409
Douce, L., Poels, K., Janssens, W., & De Pelsmacker, P. (2014). Influencing consumer reactions towards a tidy versus a messy store using pleasant ambient scents. Journal of Environmental Psychology, 40, 351–358. https://doi.org/10.1016/j.jenvp.2014.09.002
National Sleep Foundation. (2012). The Bedroom Poll. Retrieved from https://www.thensf.org/wp-content/uploads/2021/03/2012-NSF-bedroom-poll.pdf
Rogers, A., & Hart, C. (2021). Home and the extended-self: Exploring associations between clutter and wellbeing. Journal of Environmental Psychology, 74, 101553. https://doi.org/10.1016/j.jenvp.2021.101553
Saxbe, D. E., & Repetti, R. L. (2010). No place like home: Home tours correlate with daily patterns of mood and cortisol. Personality and Social Psychology Bulletin, 36(1), 71–81. https://doi.org/10.1177/0146167209352864
Tolin, D. F., Frost, R. O., Steketee, G., Gray, K. D., & Fitch, K. E. (2007). An open trial of cognitive-behavioral therapy for compulsive hoarding. Behaviour Research and Therapy, 45(7), 1461–1470. https://doi.org/10.1016/j.brat.2007.01.001
Tolin, D. F., Frost, R. O., Steketee, G., & Fitch, K. E. (2008). Family burden of compulsive hoarding: Results of an internet survey. Behaviour Research and Therapy, 46(3), 334–344. https://doi.org/10.1016/j.brat.2007.12.008
Vartanian, L. R., Kernan, M., & Wansink, B. (2017). Clutter, chaos, and overconsumption: The role of mind-set in stressful and chaotic food environments. Environment and Behavior, 49(2), 215–223. https://doi.org/10.1177/0013916516628178
Vohs, K. D., Redden, J. P., & Rahinel, R. (2013). Physical order produces healthy choices, generosity, and conventionality, whereas disorder produces creativity. Psychological Science, 24(9), 1860–1867. https://doi.org/10.1177/0956797613480186
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Der Autor
Magnus Wonneberger
Magnus Wonneberger gründete 2021 gemeinsam mit Gabriel Krämer Sorglos Umzüge & Entrümpelungen. Aufgrund schlechter Erfahrungen mit vermeintlich seriösen Umzugsunternehmen möchte er frischen Wind in die Branche der haushaltsnahen Dienstleistungen bringen. Gemeinsam mit seinem Team sorgt er dafür, dass Umzüge und Entrümpelungen so stressfrei wie möglich ablaufen und individuelle Wünsche der Kundinnen und Kunden erfüllt werden. Zuverlässigkeit und Kundenservice haben für ihn oberste Priorität.
Sein Wissen über Umzüge & Entrümpelungen teilt er hier in Form von Tipps und Ratgebern.